Die erste Schwimmart

und warum wir es so machen

In den folgenden Abschnitten möchten wir allen Schwimmbegeisterten und Interessierten unsere Sicht auf das Schwimmen vermitteln und haben hier einige Infos für Sie zusammengetragen.

Welchen Schwimmarten gibt es?
Im Bereich der Schwimmausbildung/ Breitensport gibt es die drei klassischen Schwimmstile: Rücken, Brust und Kraulschwimmen. Im Bereich des Leistungs- und Wettkampfsport kommt noch das Schmetterlingsschwimmen (oder auch als Delfin bekannt) als vierte Schwimmart hinzu.


Merkmale des Rückenschwimmens:
Prinzipiell kann man sagen, dass sich der Körper gestreckt auf dem Rücken liegend im Wasser befindet. Die Beinbewegung erfolgt als sogenannter Wechselbeinschlag. Wechselbewegungen sind Bewegungen, die im Wechsel von rechter und linker Körperhälfte durchgeführt werden; wie das Laufen, das krabbeln eines Babys oder wie in diesem Fall das Rückenschwimmen. Das Bein ist beim Rückenschwimmen bis in die Zehenspitzen gestreckt, um die Antriebsfläche so groß wie möglich zu halten. Die Armbewegung erfolgt ebenso wie der Beinschlag abwechselnd, um einen kontinuierlichen Vortrieb zu erzeugen. Während der gesamten Zeit ist die Atmung möglich und die Wasserlage- gestreckt auf dem Rücken liegend- muss nicht verlassen werden.


Merkmale des Kraulschwimmens:
Wie beim Rückenschwimmen handelt es sich beim Kraulschwimmen um eine Wechselzugschwimmart. Hier werden sowohl die Arme und Beine im Wechsel bewegt- allerdings in Bauchlage. Auch in dieser Schwimmlage erfolgt der Beinschlag mit bis in die Zehenspitzen gestrecktem Bein. Die Atmung erfolgt über die rechte oder linke Seite, wenn der Arm auf Hüfthöhe das Wasser verlässt, um über das Wasser in Schwimmrichtung wieder nach vorne geführt zu werden. 


Merkmale des Brustschwimmens:
Oberkörper entlanggeführt – Ende der Armbewegung seitlich auf Schulterhöhe, von wo aus die Hände vor der Brust schließen und die erneute Streckung in Richtung Ausgangsposition eingeleitet wird. Die Beinbewegung erfolgt ebenfalls zeitgleich. Beginnend aus der vollständigen Streckung werden die Fersen in Richtung Hüfte geführt, wo in der Folge die Füße eine Außenrotation vollziehen. Diese Fußstellung leitet die kreisförmige Schwungbewegung ein, bei welcher mit Hilfe von Fußsohle sowie Unterschenkelinnenseite ein Vortrieb generiert wird. Zum Ende dieser Schwungbewegung sind die Beine wieder geschlossen.

Die Atmung erfolgt einmal pro Zyklus – unter Zyklus verstehen wir die Abfolge einer Arm- und Beinbewegung – durch das Anheben des Kopfes inklusive Oberkörper. Hierbei muss die strömungsarme Wasserlage kurzzeitig verlassen werden.


Was ist in Deutschland und in anderen Ländern verbreitet?
Am weitesten verbreitet ist in Deutschland ist immer noch das Brustschwimmen. Wenn man sich die Fachliteratur ansieht findet man viele verschiedene Gründe. Ein sehr historisch prägender Grund findet sich im 19. Jahrhundert. Hier wurde vor allem Soldaten das Brustschwimmen beigebracht. Durch die doch sehr aufrechte Position im Wasser konnte der Kopf durchgehend über Wasser gehalten werden, was die Kommunikation, die Sicht auf die direkte Umgebung und den Transport der Waffen und Materialien erleichterte. Somit hatte das Brustschwimmen weniger das Ziel des schnellen Vorankommens, sondern rein praktische Gründe.

Der genannte Aspekt bedeutet allerdings nicht, das Brustschwimmen auch die richtige Schwimmart zum erlernen des Schwimmens ist, wie es leider vielerorts noch üblich ist.

Gerade in Englisch sprachigen Nationen wie Australien, Großbritannien oder die USA wurde schon im 19.Jahrhundert mit den damals neuen Schwimmstilen experimentiert und die Schwimmausbildung frühzeitig auf das Kraul- und Rückenschwimmen umgestellt. Auch in mittlerweile vielen anderen Ländern ist dies längst Normalität.


Was ist nun besser?
Die Wissenschaft hat schon seit langer Zeit erkannt, dass das Brustschwimmen als erste Schwimmart in der Regel ungeeignet ist. Das liegt zum einen an der Komplexität des Bewegungsablaufs, der sehr weit entfernt ist vom natürlichen Bewegungsrahmen eines Menschen und somit auch viele Fehler beim Erlernen mit sich bringt. Lernfortschritte sind somit nur relativ langsam zu erreichen, was zu einem Absinken der Motivation seitens der Übenden führt. Die ungünstige Wasserlage und unnatürliche Bewegung im Bereich der Kniegelenke führen dazu, dass es schon früh zu Belastungen der Gelenke (vornehmlich Lenden- und Halswirbelsäule sowie Knie) kommt, die der gesunden Entwicklung nicht förderlich sind.

An deutschen Universitäten wird im Bereich der Sportwissenschaft bereits seit spätestens Mitte der 1990er Jahre gelehrt, das Rücken- oder Kraulschwimmen als Erstschwimmart zu bevorzugen, da beide die genannten Nachteile des Brustschwimmens nicht aufweisen und lediglich mit der erschwerten Orientierung (Rücken) bzw. Atmung (Kraul) ein kleineres Hindernis darstellen. Kombiniert man jedoch diese beiden Schwimmarten miteinander (Kraulschwimmen in Bauchlage, wobei sich für die Atmung kurzzeitig komplett auf den Rücken gedreht wird), so hat man verschiedene Vorteile:

  • gestrecktes Gleiten und Schweben unterstützt den Auf- und damit in der Folge den Vortrieb
  • beide Schwimmarten sind nah am natürlichen Bewegungsablauf
  • zwei ähnliche Schwimmarten → dadurch schneller Lernfortschritt in beiden
  • Wassersicherheit wird durch den Wechsel zwischen Bauch- und Rückenlage zusätzlich geschult

Auch der Schwimmverband NRW weist im Bereich der Grundausbildung C-Lizenzen darauf hin, dass das Rücken- und Kraulschwimmen aufgrund verschiedener Vorteile zu präferieren ist. Erst wenn die Kinder motorisch in der Lage sind, das Brustschwimmen zu erlernen (ca. 9 Jahre, abhängig von verschiedenen Faktoren), sollte dieses in die Schwimmausbildung mit eingebaut werden.